Letze Woche erreichte uns die Nachricht vom Hinschied unseres ehemaligen Präsidenten Willi Wettstein am 28. März 2023. Wir dürfen sicher sagen, dass das Schach in Willis Leben einen wichtigen Platz einnahm. Willi besuchte in jungen Jahren das damalige „Zürcher Juniorenschach“, wo Josef Heuberger Kurse gab und bald auch Juniorenmannschaften für verschiedene Wettbewerbe zusammenstellte. Als dann Josef Heuberger am 24. Oktober 1961 den Klub gründete, der zum „Réti“ werden sollte (der Name musste erst noch gefunden werden), war es nur natürlich, dass Willi zu den Gründungsmitgliedern gehörte.

Ich lernte Willi in der Anfangszeit unseres Klubs kennen, zuerst als gefährlichen Gegner, bald aber als sympathischen Klubkameraden, mit dem man über alles diskutieren konnte, keineswegs nur über Schach. Seine humorvolle Art und sein ausgeglichenes Wesen erlaubten es ihm, mit allen Klubmitgliedern in freundschaftlichen Kontakt zu treten. Er hatte für jeden ein freundliches Wort oder einen Scherz bereit, und so wurde er bald zu einer wichtigen Persönlichkeit in unserem Klub.

Entsprechend seiner Vielseitigkeit spielte Willi bald auch eine tragende Rolle im Sportklub Réti, der sich parallel zum Schachklub Réti entwickelte. Er nahm regelmässig am Training im Schulhaus Langmatt (Witikon) teil und war eine Stütze der Fussballmannschaft, die zahlreiche Freundschaftsspiele im Rahmen der Firmenmeisterschaft bestritt.

Willi nahm später auch an bedeutsamen Veranstaltungen der Genossenschaft Klubhaus Réti teil; dazu gehörte unter anderem die jährliche Herbstwanderung.

Willi (mitte) mit Martin Hugelshofer (l.) und Hans Peier (r.), 2007

So war es nur logisch, dass Willi nach Josef Heubergers Rücktritt im Jahre 1971 das Amt des Klubpräsidenten übernahm. Dank seinem Verhandlungstalent und seinem grossen Geschick im Umgang mit den verschiedensten Menschen gelang es ihm, unsern Klub mit dem Zürcher Schachverband zu versöhnen, mit dem wir einige Schwierigkeiten gehabt hatten. Er führte auch die Fusion mit dem Schachklub Krone durch. 32 Jahre lang hat er die Geschicke des Réti geleitet, als Präsident, als Mannschaftsleiter (bis in höhere Ligen) und als Kamerad, der in seinem Sitznachbar nie nur den Schachspieler sah, sondern einen Mitmenschen mit seinen unterschiedlichsten Eigenschaften, Fähigkeiten und Eigenheiten.

Willi (l.o.) 2010 beim Jass in Dicken, mit Hans, Jörg und Bernhard

Als er im Jahre 2003 zurücktrat, war es offenkundig, dass er den Klub ganz massgeblich geprägt hatte, weshalb er unmittelbar zum 2. Ehrenpräsidenten gewählt wurde. Auch im Pensionsalter nahm er rege am Klubleben teil. Nach dem Schachabend im Kluspark war er jeweils das Zentrum einer Gruppe, die sich in eine naheliegende Gaststätte verschob und dort über alles Mögliche diskutierte, und zwar ruhig, höflich und lustig, wie es seiner Art entsprach. Dank dieser Gewohnheit - dem Bier danach - entwickelte sich über Jahrzehnte jene Pflege der amicitia, die den Schachklub Réti so einzigartig machte.

Wir werden Willi als herzensguten Menschen und lieben Kameraden in Erinnerung behalten und ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Eugen Fleischer, 5. April 2023

Bild oben: Willi am Klubabend im Klus Park, August 2010 (Bilder von Philipp Kaufmann)